Q3 2023 - Wikifolio „Multi-Asset Allokation“
Review der Performance des dritten Quartals 2023 und aktuelle Markteinschätzung sowie Kommentierung der wesentlichen Investment-Themen
1) Performance:
In Q3 2023 hatte sich das Wikifolio „Multi-Asset Allokation“ nun deutlich stärker entwickelt und die schwache Performance im 1. Halbjahr 2023 wieder aufgeholt. Die YTD-Performance konnte dadurch auf etwa 10% gesteigert werden. Das Wikifolio hat dabei von einer Umkehr der Trends bei den Energie-Themen sowie bei den Short-Positionen auf die breiteren Indizes (S&P 500 und DAX) profitiert. Insbesondere unser Uran-Investmentthema hat sich in Q3 sehr positiv entwickelt und ist nach einer langen Konsolidierungsphase nach oben ausgebrochen.
2) Marktlage:
Noch ist die Wirtschaft, insbesondere in den USA, trotz gestiegener Zinsen relativ robust. Aus meiner Sicht ist aber die Gefahr einer Rezession im Laufe des nächsten Jahres auf jeden Fall sehr real. Ich gehe jedoch aktuell nicht von einer tiefen Rezession oder Weltwirtschaftskrise aus, sondern - sobald notwendig - von einem zeitnahen Einschreiten der Zentralbanken und dem Versuch durch lockere Geld- und Fiskalpolitik den Schmerz (vermeintlich) möglichst gering zu halten. Dies wird am Ende aber die Währung belasten und die Inflation nochmal stärker anheizen - mit positivem Effekt für Rohstoff-Themen.
Die weitere Entwicklung der breiten Aktienindizes in den nächsten Monaten sehe ich aktuell eher skeptisch und denke, dass steigende Zinsen für langlaufende Staatsanleihen (10+ Jahre) Aktien weiter unter Druck setzen werden. Dies kombiniert mit eventuell bereits schwächeren Indikatoren aus der Realwirtschaft macht - vorbehaltlich geld- oder fiskalpolitischer Interventionen - eine Jahresenderally aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich. Aktuell ist der Markt jedoch wieder mal an einem Scheidepunkt, an dem die kurzfristige Kursentwicklung schwer vorhersehbar ist.
3) Portfolio Ausrichtung (Stand 12.10.2023):
Ich setze in meinem Wikifolio nach wie vor auf viele Investment-Themen aus dem Rohstoff-/Energieumfeld (Uran, Öl, Kohle etc.). Insbesondere die Uran-Thesis sollte hier auch weitestgehend unabhängig von der makroökonomischen Entwicklung sein und hat vor kurzem nochmal an Fahrt aufgenommen. Ansonsten habe ich Short-ETFs auf den S&P500 sowie den DAX als Absicherung gegen eine Rezession und steigende Zinsen. Als Liquiditätspuffer und Cash-Ersatz setze ich auf ETFs mit kurzlaufenden amerikanischen Staatsanleihen (0-3 Jahre). Insgesamt bleibe ich in Anbetracht des aktuellen Marktumfelds weiterhin eher vorsichtig.
4) Kommentare zu den wesentlichen Investment-Themen:
Uran (Yellow Cake, Kazatomprom, Paladin Energy, Sprott Uranium Miners ETF):
In Q3 ist Uran nun endlich aus der längeren Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen, was sowohl bei physischem Uran wie auch bei den Minen zu einer positiven Kursentwicklung geführt hat. Wie erwartet hat in diesem Umfeld auch der Sprott Physical Uranium Trust wieder neue Anteil ausgegeben, um mit diesem Geld weiteres Uran zu kaufen, was das grundsätzlich verfügbare Uran weiter reduziert und den Nachfrageüberhang verschärft. Die aktuelle Gemengelage bietet durchaus die Möglichkeit eines weiteren Squeezes/Anstiegs beim Uranpreis, sofern Sprott weiter aktiv bleibt und/oder wir eine Panik zu Beschaffung von Uran bei AKW-Betreibern bekommen. Rein fundamental hat sich zudem an der Investment These nichts geändert und die Angebot- und Nachfrage-Lage ist unverändert positiv. Darüber hinaus gehe ich davon aus, dass mehr und mehr Länder realisieren, dass Atomkraft eine entscheidende Rolle in der Sicherstellung von CO2-armer und grundlastfähiger Energie spielen wird.
Öl (Brent Oil ETF, Journey Energy, Sandridge Energy, Africa Oil, Panoro Energy, Surge Energy, Vermillion Energy, Laredo Petroleum, Ecopetrol, YPF):
Der Öl-Preis hat sich in Q3 wieder erholt und ist zeitweise über 90 USD gestiegen. Maßgeblich für die kurzfristige Entwicklung dürfte hier der eskalierende Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Nahen Osten sein. Sofern der Konflikt sich nicht auf die komplette Region inkl. Iran ausweitet, sehe ich die Auswirkungen auf den Ölpreis begrenzt. Sollten jedoch tatsächlich der Iran sowie die USA stark in den Konflikt hineingezogen werden, könnte dies zu einem massiven Anstieg des Öl-Preises führen, wenn man davon ausgeht, dass im Worst-Case die etwa 3 Mio. Barrel-Öl des Iran vom Markt verschwinden.
Öl-Services (Diamond Offshore, Tidewater, Borr Drilling, Subsea 7, Shelf Drilling, Seacor, TGS Nopec, PGS, Flotek Industries):
Die Nachfrage nach Offshore Öl-Services ist nach wie vor hoch und das obwohl wir noch keine große Ausweitung des Investitionsvolumens der großen Öl-Produktionsunternehmen gesehen haben. Die Auslastung und damit auch die entsprechenden Tagesraten für Schiffe und Bohrinseln steigen kontinuierlich weiter an. Bei den Offshore Rigs stagnieren die Charter-Raten aktuell etwas, da bestehende Offshore Rigs die im letzten Down-Zyklus außer Betrieb genommen wurden, nun nach und nach wieder reaktiviert werden, was zu zusätzlichen Angebot führt.
Im Bereich Seismic Offshore Services haben PGS und TGS Nopec einen Merger angekündigt, was sich positiv im Sinne von Verhandlungsmacht gegenüber den E&Ps auswirken sollte. Der Merger soll voraussichtlich im 1. Halbjahr 2024 vollzogen werden.
Kohle (Peabody Energy, Whitehaven Coal, Yancoal, Thungela Resources, Warrior Met Coal, Stanmore Resources):
Der Preis für thermische Kohle (Energieherstellung) pendelt nach wie vor um ein Niveau von 150 US Dollar (Newcastle Coal). Metallurgische Kohle (Stahlherstellung) bleibt weiterhin stark bei einem Preis von um die 300 USD. Die Unternehmen produzieren attraktive Cashflows und kaufen aufgrund der niedrigen Bewertungen damit eigene Aktien zurück.
Sowohl Whitehaven wie auch Peabody Energy haben in Q3 attraktive, wertsteigernde Aquisitionen getätigt und die Kurse haben sich von den Tiefständen in 2023 erholt. Kohle ist und bleibt ein attraktives Investment-Thema für die kommenden Jahre. Sofern wir nicht wieder einen überdurchschnittlich warmen Winter bekommen, könnte kurz- bis mittelfristig ein steigender Gaspreis, insbesondere in Europa, Kohle wieder Auftrieb geben.
Hinweis nach §34b WpHG zur Begründung möglicher Interessenskonflikte:
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